Andi AW. Masry

Andi AW. Masry (geboren am 25. Juni in Makassar auf Süd-Sulawesi, Indonesien) ist ein Bauingenieur, der in Jakarta lebt und arbeitet. Seit seiner Grundschulzeit beschäftigte er sich mit Malerei, Illustration und manueller Typografie. Er genoss jedoch nie eine formelle Ausbildung auf diesem Gebiet.

In seinem Heimatland gibt es für Typografie keinen spezifischen Bildungsweg. Es ist eher ein Nebenfach, das „tulisan indah“ und Kalligraphie genannt wird (wunderschöne Schrift mit lateinischen Buchstaben). Hier wird das Thema aber ganz anders interpretiert. Mit „Tulisan indah“ sollen die Studenten lediglich lernen, ansehnliche und präsentable lateinische Buchstaben zu schreiben.

Der Lehrplan beschränkt sich auf starre Schreibübungen, die manchmal mit „Huruf Jerman“ oder „Deutschen Buchstaben“ kombiniert werden, wie es die Lehrer dort nennen (die Schrift sieht sehr gotisch aus). „Huruf Jerman“ war schon immer sehr beliebt im Land und beeinflusste die Denkweise des Grafikers. So empfand er es fast als „Pflicht“, den Titel seiner Diplomarbeit Ende der 1980er Jahre in dieser Schrift zu schreiben.

Mit „Kalligrafie“ hingegen bezieht man sich eher auf die geneigte Schreibweise wie im Arabischen. Wenn wir von Kalligraphie sprechen, ist arabische Kalligrafie gemeint. Diese wird hauptsächlich in den Mittelstufen der islamischen Pesantren-Schulen in Indonesien gelehrt. An der staatlichen Universität gibt es derartige Kurse nicht, bis auf einige Ausnahmen an bestimmten Bildungseinrichtungen, die sie bis zum Ende des 20. Jahrhunderts noch lehrten.

Da Masry beide Schreibweisen studierte, erwarb er entsprechende manuelle Fertigkeiten mit Techniken auf Papier und anderen Medien. Diese Lektionen erhielt er von seinem Vater, einem Lehrer im Ruhestand. Und heute sind diese Fähigkeiten sehr nützlich, beispielsweise bei der Gestaltung von Bannern. Dank dem technischen Fortschritt in der Drucktechnik ist heute vieles einfacher. Interessant ist, dass es Masrys Vater bis heute nicht bewusst ist, ob die von ihm gelehrten Schriften Serifenschriften oder Serifenlose sind. Wichtig war allein, dass die gezeichneten Buchstaben konsistent und harmonisch in ihrer Komposition wirken. Das Grundprinzip des Konzepts beruht auf Verhältnissen, wie zum Beispiel 3:7 beim Buchstaben „A“ bzw. 3:5 oder 2,5:5 bei dem kleinen „a“. Dies entspricht der Proportionalität einer Breite von 3 und einer Länge von 7. Beim „M“ und beim „W“ ändern sich diese Verhältnisse in 4:7 oder 5:7, während die Unterlänge der Hälfte oder in etwa einem Drittel der Höhe der Großbuchstaben entspricht. Das heißt, die Unterlänge eines Großbuchstabens (im Verhältnis) der Länge 7 beträgt 3,5 oder 2,5. Außerdem wird gelehrt, dass die Größe des Buchstabens „O“ immer als Grundlage oder die Basis für die Verhältnisse bzw. die Maße anderer Buchstaben verwendet werden kann. Dieses System ist ebenso einfach wie effizient. Und es stimmt mit den Grundsätzen der modernen Typografie überein, die seinerzeit bekannt waren.

All diese Erfahrungen weckten in Masry die Leidenschaft für Grafik, Fotografie und Typografie.
2008 lernte er Digitalschriften kennen und begann, diese eingehend zu studieren. Noch im gleichen Jahr gründete er ein Grafik-Atelier mit dem Namen Campotype, in dem er die Typografie-Abteilung leitet.

Lesen Sie auch die Interviews mit Andi AW. Masry, die anläßlich der Veröffentlichungen von Coomeec und Fruitygreen stattfanden.