Ismar David

„Seit jeher habe ich mir gewünscht, zur Weiterentwicklung des hebräischen Drucks beitragen zu dürfen. Im Jahr 1933 waren die einzigen verfügbaren Buchdruckschriften Frank Rühl und eine Variante von Meruba, während die einzigen kommerziell angebotenen Schriften Miriam und Chayim (jeweils mit nur einem Schnitt) waren. So kam mir die Idee, dass es eine neue Grundschrift geben musste, die frei von all den Formfehlern ist, denen die Entwicklung der hebräischen Druckschrift in den vergangenen Jahrhunderten ausgesetzt war. Dieses neue Design sollte so einfach sein, dass es in die drei Varianten als Buchdruckschrift, Kursivschrift und eine Version mit gleicher Linienstärke verzweigt werden konnte. Jeden dieser drei Stile sah ich ferner in den drei Schnitten Light, Medium und Heavy.“

Aus gestalterischer Sicht war Ismar David damit zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Ein exzellenter Designer in einer Situation, die die seltene Gelegenheit bot, die „typografische Landschaft“ einer ganzen Nation neu zu gestalten.

Mit seinem frisch erlangten Abschluss von der Städtischen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Berlin Charlottenburg kam er in das inspirierende Klima kultureller Wiederauferstehung im Jerusalem von 1932, wo sich der Zweiundzwanzigjährige von seiner neuen Umgebung stark beeinflussen ließ. Er sah die Dinge instinktiv aus einer neuen Perspektive und gelangte nun zu der Überzeugung, dass die Schriftfamilie, die ihm vorschwebte, sich weniger an den Stilen orientieren musste, die er in Europa entwickelt hatte, und sich dafür mehr antiken semitischen Formen nähern sollte.
In vollem Bewusstsein über die technischen Voraussetzungen für den kommerziellen Druck plante er alle Buchstaben direkt so, dass sie auf die gleiche Matrix passten und an der gleichen Grundlinie ausgerichtet waren, um mit den zu dieser Zeit vorherrschenden Zeilensetzmaschinen arbeiten zu können.
Er entwarf ein Schema, um die Buchstaben des Alphabets auf der Grundlage ihrer Breite in drei Gruppen zu gliedern und so gelang es ihm, eine solide Struktur und ein gleichförmigeres Gefüge zu schaffen, als es bei hebräischen Schriften dieser Zeit üblich war. Mehrere Jahre lang testete und überarbeitete er sein Design, indem er es in zahlreichen gewerblichen Grafikprojekten einsetzte.
Während man in New York den Palestine Pavillon für die Weltausstellung 1939 vorbereitete, startete er Verhandlungen mit der Intertype Corporation. Aber dann wurde durch den Krieg jede Entscheidung zunächst vertagt. Erst 1951 unterzeichnete David den Vertrag und lieferte die endgültigen Zeichnungen. 1954 erschien bei Intertype die Buchdruck- und Kursivschrift David Hebrew mit 12 Punkten im Schnitt Light. Weitere Schriftgrößen wurden später hinzugefügt, aber die komplette Familie mit neun Versionen erschien nur ein Mal als Bild in einem Essay von Moshe Spitzer für die Schocken-Festschrift. Dr. Spitzer wählte David Hebrew für „A Stray Dog“ von S. Y. Agnon (erschienen 1960 bei Tarshish Books). Dies war das erste Mal, dass die Schrift für ein Buch in voller Länge verwendet wurde.