Akira sagt ... Der monatliche typografische Tipp von Linotype

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Akira says ...

Der typografische Tipp des Monats von Akira Kobayashi, dem künstlerischen Leiter bei Linotype!

Dezember 2006: Benutzen Sie die richtigen Kapitälchen Ihres Fonts oder gar keine!

Die in der Typografie seit Jahrhunderten eingesetzten Kapitälchen sind kleinere Majuskeln, die entweder kombiniert mit Gross-und Kleinbuchstaben oder allein gesetzt werden können. Sie eignen sich für das Herausheben gewisser Textstellen und tragen zu einer differenzierten Darstellung der Information bei.




Da viele Anwendungen eine Funktion für die automatische Erzeugung von Kapitälchen enthalten, erfreuen sich Kapitälchen heute großer Beliebtheit. Unglücklicherweise erzeugen viele Computerprogramme „unechte” Kapitälchen, wenn ein Font keinen echten Kapitälchensatz aufweist. Unter Umständen wissen Sie gar nicht, ob Ihre Kapitälchen echt oder unecht sind – aber der Leser wird es sehr wohl merken. Unechte Kapitälchen sind verkleinerte Großbuchstaben, die nicht speziell neu entworfen wurden.





Der Schlüssel zum Beurteilen der Echtheit von Kapitälchen liegt in der Analyse der Striche. Wirken die Buchstaben so hell bzw. dunkel wie die regulären Zeichen im Font? Sind die fetten und feinen Striche der Kapitälchen harmonisch, verglichen mit den fetten und feinen Elementen anderer Buchstaben?





Die „normalen” Zeichensätze der herkömmlichen PostScript- und TrueType-Fonts von Linotype enthalten keine Kapitälchen. Diese waren vielmehr, wenn überhaupt, in separaten Fonts enthalten, normalerweise mit dem Suffix „SC” im Namen. In viele OpenType-Fonts hat Linotype vorhandene Kapitälchen integriert, in einigen Fällen sogar vorher nicht vorhandene Kapitälchen entworfen und eingebaut.


Bei Verwendung eines herkömmlichen Linotype PostScript- oder TrueType-Fonts bzw. eines OpenType-Fonts ohne Kapitälchen im Zeichensatz werden Kapitälchen automatisch generiert, wenn Sie die Funktion für automatische Kapitälchen wählen. Davon raten wir dringend ab. Denn diese Art von Kapitälchen harmoniert nicht mit den anderen Buchstaben. Kapitälchen sollten nur verwendet werden, wenn sie „echt”, d. h. „gestaltet”, sind.


Wozu werden Kapitälchen verwendet? Abkürzungen sind ein verbreitetes Beispiel. Textpassagen aus Grossbuchstaben können aus einem Text hervorstechen und zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, vor allem, wenn sie länger als drei oder vier Buchstaben sind. Abkürzungen mit nur zwei Buchstaben werden meist nicht durch Kapitälchen ersetzt. Beispielsweise wird die Abkürzung „UN” für „Vereinte Nationen” normalerweise nicht in Kapitälchen gesetzt, die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) dagegen schon. Im Englischen werden die Abkürzungen für Zeitalter (z. B. B.C. und A.D. oder B.C.E. und C.E.) gerne in Kapitälchen gesetzt.





Kapitälchen werden gerne etwas weiter gesetzt.




Für die Beispiele verwendete Fonts:
Optima™ nova
Stempel Garamond™

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